07-2017: Nicht nur klug, auch noch witzig

Nicht nur klug, auch noch witzig

Wie Bernhard Hoch in der Februarausgabe dieser Rubrik sehr trefflich beschrieb, sind Hühner keineswegs dumm. Wer sich für eine gewisse Zeit mit Hühnern umgibt und die Augen aufhält, wird sicherlich auch kaum zu dieser Erkenntnis gekommen sein. Mir war das also nicht unbekannt, dennoch schaue ich jetzt noch ein bisschen genauer hin und da fiel mir auf, dass Hühner nicht nur klug und sehr kommunikativ sind, sondern auch ausgesprochen witzig.

Ich bin nicht unbedingt der Typ, der sich am ersten Tag des Jahresurlaubs direkt in den Flieger stürzt und das Weite sucht. Vielmehr genieße ich es zu Hause mal alles etwas ruhiger angehen zu lassen und mir Zeit zu nehmen. Zeit dafür, einfach mal eine Stunde, mit einem Becher Kaffee im Garten zu sitzen und die Hühner zu beobachten. Der Züchter in mir beobachtet natürlich die sich anbahnende Schönheit sehr genau und stellt auch schon einen gedanklichen Zuchtstamm der Halbwüchsigen zusammen. Verbunden damit ist natürlich auch immer, dass sich nicht alles so entwickelt hat, wie man es sich im Winter so gedacht hat.

Mindestens ebenso interessant ist es aber zu beobachten, wie sich Gruppen und Hierarchien bilden, wer der Chef sein will und wer es schließlich wird. Heranwachsende Chabohähne können manchmal richtige Mistkerle sein, die, sobald die Hormone ihnen den Verstand vernebeln, an maßloser Selbstüberschätzung leiden. So traute sich neulich erst ein halbstarker Jüngling ins benachbarte Gehege, um sich mit dem ausgewachsenen Cubalaya Zuchthahn anzulegen. Der zunächst verdutzte Kämpfer würdigte dem Kampfzwerg einen kurzen abschätzigen Blick und regelte die Angelegenheit dann souverän, aber auch nicht schmerzfrei, für den jungen Hitzkopf.

Selten sind es aber auch die Raufbolde und Aufschneider, die schließlich im Rang am höchsten dastehen. Ein souveräner Hahn, mit entsprechender Durchschlagskraft, der sich aber auch mal heraushalten kann, setzt sich besser durch. Ein späterer Zuchthahn sollte sich auch charakterlich eignen und es sind diese Gentlemen, die sowohl den Hennen, aber auch dem Halter, mehr Freude bereiten.

Hennen sind da anders. Sie finden ihre Position in der Gruppe schneller und erkennen Hierarchien eher an. Statt sich in endlosen Zickenkriegen zu ergehen, machen sie sich lieber auf die Futtersuche und stellen hierbei interessante Verhaltensweisen um. Noch im Kindesalter wird jeder gefundene Leckerbissen bejubelt und im Schnabel durch die Gegend getragen. Dies bekommt natürlich auch jeder andere mit der dann versucht, den Happen streitig zu machen. Dies Verhalten legen sie jedoch ab, sobald sie erwachsen werden. Eine Entdeckung wird nicht mehr durch lautes Getöse allen angezeigt, schließlich soll ja nicht im Kollektiv geteilt werden. Sehr bedächtig und gleichgültig tuend, wird versucht, keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, obschon es ihnen nicht gelingt, die Freude über den Fund gänzlich zu verbergen.

Nur zwei, von ganz vielen Beispielen, wie witzig es sein kann, sich einfach nur mal die Zeit zu nehmen, das Verhalten der Tiere zu beobachten,

Auch bei uns sind es selten die schlichten Gemüter, die einen guten Humor haben. Und wie wir ja bereits wissen: Schlicht sind Hühner nicht.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer.

Udo Ahrens

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