06-2018 Jetzt ist sie da...
die neue EU-Datenschutz Grundverordnung
Allseits ist das Klagen groß, wenn man ehrlicherweise auch sagen muss, dass die Verordnung nicht so überraschend kam. Alle hatten einen Vorlauf von zwei Jahren…
Beruflich hatte ich mich mit dem Thema schon einige Zeit auseinandersetzen dürfen. Zu diesem Zeitpunkt war mir die Relevanz für die Vereine allerdings nicht bewusst. Erst als ich zufällig im Fernsehen einen pointierten Beitrag zu dem Thema sah, in dem der Clubvorstand eines Fußballvereines den Mitgliederkarteikasten in einem Spind der Kabine einschloss, wurde mir klar, was da auf uns zukommt.
Allgemein ist die Verunsicherung in der Szene groß. Die Angst vor Abmahn-Anwälten machte schnell die Runde und entsprechend wurde viele Homepages abgeschaltet und befinden sich weiterhin offline.
Die Internetauftritte der Vereine werden durch die Verordnung empfindlich eingeschränkt und die gewohnte Information an die Mitglieder, wird eine andere Form finden müssen.
Was die Homepages angeht, wird sich auf kurze Sicht wohl vieles einspielen und möglicherweise auch relativieren. Auch die Veröffentlichung von persönliche Daten in einem Ausstellungskatalog, lassen sich über den Meldebogen noch recht einfach lösen. Im Ganzen wartet mal wieder ein Berg von Bürokratie auf uns, der von Leuten abzuarbeiten ist, die sich eigentlich um die Mitglieder des Vereines kümmern möchten.
Wirklich haarig wird es an einer anderen Stelle: Der Verein darf personenbezogene Daten nur an die Mitglieder weitergeben, wenn diese es dem Club ausdrücklich erlauben. Dagegen ist grundsätzlich ja nichts zu sagen. Realistisch betrachtet, ist mit einer Rücklaufquote von Einverständniserklärungen der Mitglieder, wohl nicht mit über einem Drittel zu rechnen.
Dennoch werden die entsprechenden Formulare mit dem nächsten Rundblick zur Verteilung kommen und auch hier auf der Homepage werden wir eine Möglichkeit schaffen, die Einverständnis online zu zeichnen.
Eine Verordnung, die die Datensammler Google, Facebook, Amazon usw. reglementieren soll, den Vereinen überzustülpen, passt nicht. Für uns heißt dies zum Beispiel, dass aktuell unser dringlich benötigtes Club-Mosaik auf Eis liegt. Hier muss etwas geschehen, denn ein Verein in Anonymität macht keinen Sinn.
Wenn man selbst verschlafen hat, rechtzeitig zu reagieren, ist es nicht angebracht, auf „die da oben“ zu schimpfen.
Allerdings erwarte ich, spätesten jetzt, eine Reaktion der Verbände. Derzeit wurschtelt jeder Verein sich irgendwie etwas zusammen. Allein für den formalen Bereich brauchen die Vereine Hilfe. Juristisch geprüfte, einheitliche und angepasste Musterformulare, bei denen lediglich der Briefkopf zu ändern ist, sind dringend von Nöten.
Wir sind hier nicht allein. Alle Vereine stehen vor den gleichen Problemen; nicht nur die Geflügelleute. Uns muss bewusst sein, dass schon jetzt viele Vorstände so verunsichert sind, dass sie am liebsten die Verantwortung abgäben. Soweit darf es nicht kommen.
Vielleicht muss seitens des BDRG dann doch mal ein bisschen Geld in die Hand genommen werden und mal über den Tellerrand geschaut. Die Interessen sind allerorts dieselben.
Udo Ahrens